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1. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 137

1883 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg. 137 Stadt war lutherisch. Friedrich ließ die Bilder und Zieraten aus der Domkirche entfernen und richtete den Gottesdienst nach streng reformier- ter Weise ein. „O wie schad', o wie großer schad'," schrieb ein luthe- rischer Theologe, „um soviel edle Länder, daß sie alle dem Calvinismus in den Rachen sollen gesteckt werden!" Der Kurfürst von Sachsen war eifersüchtig auf Friedrichs neue Würde und besetzte sogar Schlesien und die Lausitz für Ferdinand. e. Schlacht am weißen Berge. Maximilian rückte in Böhmen ein und zwar gerade aus die Hauptstadt Prag los, wohin sich Friedrich zurückgezogen hatte. Auf dem weißen Berge bei Prag ordnete dessen Feldherr und Ratgeber, Christian von Anhalt, das Heer. Tilly eröffnete das Gefecht mit seinen Geschützen; aber der heftige Angriff durch Christian von Anhalt brachte die Kaiserlichen zum Weichen. Da brachte ^Maxi- milian mit gezogenem Degen die fliehenden Regimenter zum Stehen und führte die Seinen zum Siege. Das protestantische Kriegsvolk floh in wilder Unordnung und konnte weder durch Drohungen, noch durch Bitten zur Schlacht'gebracht werden. Christian von Anhalt schrieb: „Und wären Alexander, Cäsar und Karl der Große dabei gewesen, sie hätten dieses Volk nicht zum Stehen gebracht." In einer Stunde war das Unglück Böhmens und seines Königs entschieden: 4000 Böhmen blieben auf dem Platze, zehn Kanonen und hundert Fahnen sielen dem 1620 Feinde in die Hände. Friedrich, der die Nacht auf dem Prager Schlosse zugebracht hatte, stand eben von der Tafel auf und ging auf den Wall, als ihm die Flüchtigen entgegen kamen. Maximilian gab ihm acht Stunden Be- denkzeit, ob er der Krone entsagen wolle. ' Friedrich war noch nicht ohne Hülfe; denn Mansfeld hielt mit 8000 Mann Pilsen und andere Punkte besetzt, 8000 Ungarn standen unter Bethlen Gabor vier Mei- len von Prag, und in Prag selbst waren die Bürger zur Verteidigung bereit. Aber noch in derselben Nacht floh der unmännliche König, Krone und Land opfernd; er ging über Breslau nach Berlin und von hier nach Holland, wo sein Schwiegervater Jakob l. ihn unterhielt. Der Kaiser sandte ihm die Achtserklärung nach; das Volk nannte ihn spöttisch den „Winterkönig", weil er nur einen Winter regiert hatte. Maximilian zog noch an demselben Tage in Prag ein; die Katholiken jubelten, der Papst hielt in Rom einen feierlichen Umzug. Erst nach drei Monaten folgte das Gericht über Böhmen, weil man bis dahin die Truppen der Protestanten gefürchtet hatte. Über Böhmen kam die Ruhe eines Kirch- hofes. Die Union löste sich auf. 24 der vornehmsten Böhmen, unter ihnen ein neunzigjähriger Greis, wurden auf dem Markte zu Prag öffentlich hingerichtet; aber alle zeigten Mut und Stand- haftigkeit. Dann versprach man den Böhmen Verzeihung, wenn sic sich selbst anklagen würden. 728 Adelige erschienen darauf hin; aber man beraubte sie ihrer Güter. Auch mußten die evangelischen Prediger und Lehrer das Land räumen; dafür kamen die Mönche und Jejuiten ins Land, welche alle evangelischen Bücher verbrannten. Die Protestanten wurden vom städtischen Rat ausgeschloffcn; die, welche nicht freiwillig katholsich wurden, bekamen Einquartierung, „damit ihre Drangsale ihnen Einsicht ver- Ichaffen möchten." Vielen aber ging der evangelische Glaube über Heimat und Besiü, an 30 000 Familien verließen Böhmen, darunter 185 alte Adelssamilien. Ähnlich

2. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 145

1883 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg. 145 wurden durch seinen Tod entmutigt, auch fehlte ihnen das Pulver. In- zwischen hatte Pappenheim schon vier Regimenter auf den Wall geführt. Trotz des Widerstandes in der Stadt, wo die Frauen Siegel von den Dächern warfen und die Bürger aus den Fenstern schossen,'fiel Magde-so.mni bürg. 1631 Bon den Mauern feuerten die Feinde mit den Kanonen der Verteidiger in die Stadt. Um neun Uhr ertönte ringsum das alte Siegesgeschrci der Deutschen in den Straßen: „All' gewonnen, all' gewonnen." Eine wilde Schar von 30 000 Kroaten, Ungarn, Italienern, Niederländern und Deutschen ergoß sich jetzt in die Stadt, mordend und plündernd, und Greuel wie nie zuvor wurden gesehen. In einer Kirche fand man 53 Frauen mit abgehauenen Köpfen; die Straßen waren mit röchelnden und zuckenden Körpern bedeckt, kein Haus war ohne Blut. Um zehn Uhr entstand ein all- gemeiner Brand, der bis zum Abend dauerte. Von 723 Häusern blieben außer dem Dome und einem Kloster nur 139 übrig, von 35 000 Einwohnern etwa 5000. Tausend Unglücklichen, die bei der Plünderung des folgenden Tages aus dem Dome befreit wurden, schenkte Tilly das Leben und ließ ihnen Brot austeilen. Auch den übrigen Lebenden wurde bei Trommelschlag Pardon verkündigt. Die Gefangenen, welche sich nicht auslösen konnten, wurden niedergehauen oder verkauft. In Halberstadt kamen sechs Wagen voll kleiner elternloser Kinder aus Magdeburg auf den Markt; viele der- selben wurden in Klöster gebracht und dort katholisch erzogen. — Am 25. Mai hielt Tilly seinen feierlichen Einzug; in der Domkirche wurde eine Messe gelesen, das Tedeum gesungen, um die Stadt herum mit allen Kanonen dreimal Victoria geschossen. Tilly bedauerte, den wichtigen Waffenplatz in solchem Zustande zu sehen; nach Wien wurde berichtet, seit Trojas und Jerusalems Zerstörung sei eine solche Victoria nicht gesehen. Es war der letzte Sieg Tillys! e. Gustav Adolfs Siegeszug durch Deutschland. Bald nachher überschritt Gustav Adolf bei Tangermünde die Elbe und bezog ein festes Lager bei Werben. Hier vereinigte sich der mutige Landgraf Wilhelm von Hessen mit ihm, ein würdiger Nachkomme Philipps; ein anderer protestantischer Fürst, Bernhard von Weimar, ein tapferer Urenkel Johann Friedrichs, war schon im Lager Gustavs. Tilly besetzte sofort die Länder dieser Herren und versuchte dann, das schwedische Lager bei Werben zu erstürmen; aber vergebens, er mußte zurück. Gustav Adolf setzte nun auch unter seiner Oberhoheit die Herzoge von Mecklenburg wieder ein. Tilly aber zog nach Kursachsen, um dieses Land zu verwüsten. Der Kurfürst Johann Georg daselbst hatte mit andern protestantischen Fürsten den Leipziger Konvent geschlossen, um sich den Schweden, wie dem Restitutionsedikte zu widersetzen. Dafür wollte ihn jetzt Tilly züchtigen, und seine Truppen brachten den Kurfürsten zur Verzweiflung.^ Er wandte sich an Gustav Adolf, der aber einen drei- monatlichen Sold für seine Truppen, die Festung Wittenberg und den Kronprinzen als Geisel forderte. Der Kurfürst antwortete: „Nicht nur Wittenberg, sondern ganz Sachsen soll ihm offen stehen; meine ganze Familie will ich ihm zu Geiseln geben, und ist ihm dies nicht genug, so will ich mich selbst darbieten." Da vereinigte sich der König mit ihm und führte seine Truppen gegen Tilly. Die etwa gleich starken Heere trafen einander bei Breitenfeld (nördlich von Leipzig). Der König 1631 befahl, daß das sächsische Heer für sich allein fechten solle; denn er fürchtete, daß es nicht standhalten und seine Truppen mit verwirren möchte. Tilly selbst warf sich mit großer Gewalt auf die Sachsen Hosfmeyer und Hering, Hülfsbuch Ii. <0

3. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 150

1883 - Hannover : Helwing
150 Neue Geschichte. Unterdessen herrschte in der Stadt tiefe Ruhe. Wallenstein hatte sich lange mit seinem Astrologen Seni besprochen und sich früh zu Bette gelegt. Es war eine finstere, unfreundliche Nacht; der Wind heulte, die Fenster klirrten. Die Mörder besetzten die ganze Stadt mit Soldaten und drangen mit einer Anzahl Dragoner in das Haus Wallcnsteins. Von den Schildwachen wurden sie sorglos eingelassen; ein Kammerdiener, der sie im Vorzimmer aufhalten wollte, ward niedergestoßen; ein anderer entfloh mit dem Schrei: „Rebellen, Rebellen!" Der Herzog, von dem Lärm erwacht, sprang aus dem Bette und fragte die Schildwache am Fenster, was es gebe. Da erbrachen die Dragoner die Thür. und Deveroux (spr. Deweru) drang mit vorgehaltener Hellebarde hinein und ries: „Bist du der Schelm, der Seiner Kaiserlichen Majestät die Krone vom Haupte reißen will? Du mußt jetzt sterben!" Ohne einen Laut von sich zu geben, empfing Wallenstein den Todesstoß. Er war 5 i Jabre alt. Einer der Dragoner wollte die Leiche zum Fenster hinauswerfen; Deveroux aber wickelte sie in einen vom Tische genommenen Teppich. Als sic nach einigen Tagen eingesargt werden sollte, mußte man dem Toten die Beine brechen, weil der Sarg zu klein geraten war. Die Mörder bemächtigten sich der Kostbarkeiten des Herzogs und baten den Kaiser um Lohn und Beförderung. Diesen bewegte das Ende Wallensteins bis zu Thränen: er ließ ihm 3000 Seelenmessen lesen und gab seiner Witwe ein Schloß in Schlesien. Hatten die deutschen protestantischen Fürsten sich bisher dem mächtigen Schwedenkönige nur widerwillig gebeugt, so wollten sie sich nach dessen Tode den Anordnungen schwedischer Generale und Minister noch weniger unterordnen. Nach dem Morde Wallensteins führte der Erzherzog Ferdinand die kaiserlichen Heere. Er schlug die Schweden in der blutigen Schlacht 1634 bei Nördlingen in Bayern. Durch diesen Sieg gewannen die Kaiser- lichen ganz Oberdeutschland und drängten die Schweden nach Nord- deutschland. Infolgedessen schloß der Kurfürst Johann Georg von Sachsen mit dem Kaiser im folgenden Jahre einen Frieden zu Prag. 4635 durch welchen Sachsen die Lausitz erhielt. Diesem Frieden trat auch Brandenburg bei. 4) Per französisch-schwedische Krieg (1635—1648); Ariede. a. Letztes Ringen. Seitdem fielen immer mehr deutsche Fürsten und Städte vom Bündnis mit den Schweden ab, indem sie sich dem „Prager Separatfrieden" anschlossen. Sie suchten die Schweden vom deutschen Boden zu vertreiben. Diesen aber schloß sich Frankreich an, und beide Mächte führten jetzt nur noch den Kampf, um in Deutschland Er- oberungen zu machen. Während Bernhard v o n W e i m a r mit Frank- reichs Hülfe die Kaiserlichen im Elsaß bekämpfte, besiegten die Schweden das sächsisch-kaiserliche Heer bei Wittstock in Brandenburg (1036) und nahmen an diesem Lande^furchtbare Rache für den Abfall seines Fürsten von der protestantischen Sache. Der schreckliche Krieg dauerte noch über zehn Jahre, denn keine der beiden Parteien konnte die andere ganz zu Boden werfen. Erst unter dem Kaiser Ferdinand Iii. (1637—1657) kam der Friede endlich zustande. In Prag hatte der große Krieg begonnen, dort sollte er auch enden. Die Schweden hatten schon einen Teil der Stadt, die sog. Klein sei te, erobert, da gab der Kaiser nach. b. Friede. Am 6. August 1648 wurde der Friede zu Osnabrück mit Schweden, am 17. September zu Münster mit Frankreich unter-

4. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 110

1883 - Hannover : Helwing
S10 Neue Geschichte. geerbt, von seinem Großvater mütterlicherseits Spanien, Neapel und Sicilien, sowie die spanischen Besitzungen in Amerika, von seinem Groß- vater väterlicherseits, dem Kaiser Maximilian, die österreichischen Erb- länder. Schon damals sagte man, in Karls Reiche gehe die Sonne nie 1521 unter. 1521 hielt er in Worms seinen ersten glanzenden Reichstag, auf welchem auch die Sache Luthers beigelegt werden sollte. Kurfürst Friedrich hatte immer darauf bestanden, daß die Sache durch deutsche Richter unparteiisch untersucht werde. Am 26. März brachte der Reichs- herold Luther die feierliche Vorladung nach Wittenberg, zugleich den Brief, in welchem ihm freies kaiserliches Geleit versprochen wurde. Am 16. April sollte Luther in Worms erscheinen. Der Rat zu Wittenberg lieh ihm zur Reise einen Wagen, der eine Decke gegen Sonne und Regen hatte. Beim Abschiede sagte Luther zu Melanchthon: „Komme ich nicht wieder und morden mich meine Feinde, so beschwöre ich dich, lieber Bruder, laß nicht ab zu lehren. Du kannst es noch besser." Der kaiser- liche Herold ritt dem Wagen voran; überall wurde Luther freudig em- pfangen, und auch die Fürsten, durch deren Länder der Wagen (sing, hatten ihm Geleitsbriefe ausgestellt. In Leipzig wurde Luther vom Magistrat ehrenvoll begrüßt; in den thüringischen Städten strömte ihm das Volk entgegen, um den Wundermann zu sehen. In Erfurt tvurde er vom Rektor der Universität an der Spitze eines stattlichen Zuges, darunter vierzig zu Pferde, an der Grenze des Stadtgebiets feierlich eingeholt. In Weimar sagte man Luther, er gehe auf den Scheiterhaufen, wie Huß. Luther antwortete: „Und ob sie zwischen hier und Worms ein Feuer anzündeten, das bis zum Himmel ginge, so wollte ich doch mitten hindurch gehen." In Möhra predigte er vor so großer Menge, daß die Kirche sie nicht fassen konnte und er die Predigt unter der Dorflinde halten mußte. Auf dem Wege von Eisenach bis Frankfurt hatte Luther fortwährend mit Krankheit zu kämpfen. Der Satan, sagt er, habe ihn am Kommen verhindern wollen. Luthers Feinde hofften, er werde aus Furcht wegbleiben. Noch einmal erhielt er eine Warnung; sie kam von dem Haupte der Reichsritter, von Franz von Sickin gen, der ihm seine Ebernburg im Nahethal als Zufluchtsort anbot. Auch Luthers Freund, der Hofprcdiger Spalatin aus Wittenberg, warnte ihn, so gerades Weges in die Stadt zu gehen, weil die Sachen dort so übel ständen. Luther aber sprach: „Und wenn soviel Teufel in Worms wären als Ziegel auf den Dächern, so wollte ich doch hinein!" Am 16. April langte Luther vormittags um zehn Uhr in Worms an. Er fuhr in seiner Mönchstracht auf offenem Wagen; voran ritt der kaiserliche Herold. Viele reitende Begleiter hatten sich unterwegs um Luther gesammelt; nach dem Berichte eines päpstlichen Gesandten kam er mit etwa hundert Pferden ans Thor. Sobald der Wächter auf dem Turme des Domes seine Ankunft durch Trompetenstoß anzeigte, eilte eine Menge Volks herbei, ihn zu sehen. Man zählte an 2000 Menschen, die sich um ihn drängten. Als Luther vom Wagen stieg, blickte er um sich und sprach: „Gott wird mit mir fein." Gleich am ersten Tage erhielt er von vielen Grasen, Priestern und Laien Besuche bis tief in die Nacht hinein. Schon am nächsten Morgen wurde er durch den Neichserbmarfchall auf abends vier Uhr vor die Reichsversammlung beschiedcn. Um diese Zeit war das Gedränge des Volks auf den Straßen so groß, daß viele aus die Dächer stiegen, Luther zu sehen; nur durch Gärten und auf Seiten- wegen konnte er zum Reichstage gelangen. Zwei Stunden mußre er warten, bis er in den Reichstag geführt wurde. Als Luther sich um sechs Uhr zur offenen Saalthür des Reichstags drängte, klopfte ihm der alte Kriegsmann Frundsberg auf die Schulter mit den Worten: „Mönchlcin, Mönchlein, du gehst jetzt einen Gang, einen Stand zu thun, dergleichen ich und mancher Oberster auch in unsern allerernstesten

5. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 87

1883 - Hannover : Helwing
Erfindungen im Mittelalter. 87 und Kugeln gegen feindliche Städte geschleudert werden könnten. Diese erste Feuerwaffe nannte man ebenfalls Mörser; man benutzt sie noch heute zum Werfen der schweren Bomben. Allmählich verlängerte man die Mörser, und so entstanden die Kanonen (d. i. Röhren), oder, wie sie damals hießen, die Lombarden, Donner- und Wall- büchsen. Um 1400 war das schwere Geschütz schon ziemlich allgemein im Gebrauch; zum erstenmal soll es >346 in einer Schlacht zwischen Engländern und Franzosen Verwendung gefunden haben. Später goß man auch leichtere Geschütze, die ein Mann tragen konnte; sie hießen Handbüchsen oder Flinten, die bis in die neueste Zeit die mannig- fachste Veränderung erfahren haben. Durch die neuen Waffen wurde die bisherige Kampfweise und Kriegsführung gänzlich verändert. Es kam nicht mehr alles auf die persönliche Tapferkeit des Einzelnen, sondern mehr auf die geschickte Lei- tung des ganzen Heeres an; der feigste Soldat konnte den tapfersten Ritter mit seiner Flinte aus der Ferne zu Boden strecken. Mit äußerster Erbitterung eiferten daher die Adeligen lange gegen diese „heimtückische, unehrliche" Waffe. Dennoch gewann dieselbe bald die Oberhand. b. Die Buchdruckerkunst; Gutenberg. Für die Werke des Frie- dens ist die Erfindung der Buchdruckerkunst von großem Segen ge- worden. Früher mußten die Bücher alle geschrieben werden. Während des Mittelalters besorgten diese Arbeit fast allein die Mönche, entweder aus Liebhaberei, oder als Buße, oder des Gewinns halber; manche waren auch durch ihre Ordensregel dazu verpflichtet. Einer schrieb, der andere sah das Geschriebene nach, ein dritter malte die hübschen Anfangs- buchstaben und Randverzierungen in den mannigfachsten Farben und oft in reicher Vergoldung. Solche Bücher waren daher sehr teuer, nur Fürsten und reiche Leute konnten sie kaufen. Eine Bibliothek war be- rühmt, wenn sie 100 Bände besaß; große Gelehrte besaßen nicht mehr als 10, höchstens 20 Bücher. Eine Bibel wurde oft mit 1000 Goldgulden bezahlt; ein so wertvoller Schatz wurde natürlich vorsichtig bewacht und lag oft an schweren Ketten. Wie wenige Leute hatten Gelegenheit, eine Bibel zu sehen! Luther hatte bis zu seinem 20. Lebens- jahre noch keine gesehen. Die Kunst, Bücher zu drucken, ist aus der Holzschneidekunst hervorgegangen. Man verstand nämlich schon längst, Bilder auf Holz- platten erhaben auszuschneiden und mit Olschwärze Abzüge auf Papier zu machen. So entstanden Heiligenbilder, Totentänze (in denen der Tod unter allerlei Gestalten mit Menschen aus den verschiedensten Ständen zum Grabe tanzt) und Spielkarten. Man lehrte das Volk durch Bilder, da es das Lesen ja nicht verstand. Bald sing man an, unter dem Bilde auch Worte auszuschneiden: den Namen der dargestellten Person, einen Sinn- spruch oder eine kurze Beschreibung; ja zuletzt fertigte man mittels solcher Holztafeln kleine Schriften (Lesebüchlein, Grammatiken) ohne Bilder. Für jede Seite des Buches mußte man eine besondere Tafel ausschneiden, die man dann aber oft abdrucken konnte. Johann Gutenberg hatte nun den glücklichen Gedanken, ein- zelne Buchstaben auszuschnitzen und diese beim Abdrucken unter

6. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 124

1883 - Hannover : Helwing
124 Neue Geschichte. war. Da ließ der Kurfürst, der an der rechten Seite der Elbe stand, die Brücke bei Meißen in Brand stecken und zog längs der Elbe nach Mühlberg, um Wittenberg zu erreichen. Karl folgte auf dem linken Ufer nach und kam schon am folgenden Tage Mühlberg gegenüber an. Als die Sachsen seine Wachtfeuer brennen sahen, meinte der Kur- fürst, 'es sei Moritz, und blieb die ganze Nacht ruhig. Karl wollte den Kurfürsten angreifen, bevor dieser Wittenberg erreichen könne; an einer seichten Stelle führte er sein Heer auf das jenseitige Ufer. Ein junger sächsischer Bauer, dem die Sachsen zwei Pferde weggenommen hatten, erklärte sich aus Rache bereit, dem Heere eine Furt durch die Elbe zu zeigen, wofür ihm Moritz zwei Pferde und 100 Kronen verhieß. Am anderen Morgen, als der Fluß mit dichtem Nebel bedeckt war, wollten spanische Hakenschützen, die bis an die Brust ins Wasser treten mußten, den Übergang des Heeres decken; aber das heftige Feuer der Sachsen trieb sie zurück. Da äußerte der Kaiser, man müsse dem Feinde seine Nachen nehmen. Sogleich sprangen zehn kühne Spanier, den Degen im Munde, in die Elbe, schwammen hinüber und fielen die Sachsen, welche die Kähne besetzt hielten, an. Nach blutigem Gefecht siegten sie und kamen in den Nachen zurück. Diese wurden nun mit tüchtigen Schützen bemannt, welche die Feinde beschäftigten, während die Reiterei durch jene Furt hinüberging. Jeder Reiter nahm noch einen Fußsoldaten hinter sich aufs Pferd. Bald gingen auch Karl. Ferdinand, Moritz und Alba durchs Wasser, wobei jener Bauer des Kaisers Pferd führte. Zuletzt schlug man mit Hülfe der Kähne eine Schiffsbrücke, aus welcher auch das Fußvolk und der Schicßbcdarf nachkam. Noch bevor letzterer ankam, stellte Karl sein Heer in Schlacht- ordnung. Freudig ritt er die Reihen auf und nieder, sein andalusisches Streitroß tummelnd; heute merkte ihm keiner die Gicht an. Eine Lanze hielt er in der Rechten, sein vergoldeter Helm und Harnisch leuchteten in der Morgensonne, weithin erkannte nian ihn an seiner reichgestickten Feldbinde und seiner roten Roßdecke. Es war ein Sonntagmorgen. Der Kurfürst, welcher behauptete, das kaiserliche Heer könne noch nicht nahe sein, war nach seiner frommen Gewohnheit zur Kirche gegangen. Als er hier die Nachricht von dem Übergange der Feinde hörte, wartete er doch erst das Ende der Predigt ab. Dann eilte er in einem Wagen von dannen; denn er war so be- leibt , daß er sein Roß nur mit Hülfe einer Leiter besteigen konnte. Er hoffte, mit seinem Heere Wittenberg zu erreichen; aber Moritz und Alba, die Anführer der spanischen und italienischen Reiterei, brachten ihn auf 1547 der Lochauer Heide, drei Stunden von Mühlberg, zum Stehen. Der Kurfürst konnte nicht daran denken, mit seiner geringen Macht den über- legenen Feind zu schlagen; dennoch hoffte er. mit seinen Truppen den Feind bis zum Abend aufzuhalten, um im Dunkel der Nacht Witten- berg zu erreichen. Aber sein Schicksal wurde noch denselben Abend ent- schieden. Unter der Anführung von Moritz und mit dem Kriegsgeschrei: „Hispania, Hispania!" warf sich die kaiserliche Reiterei auf die sächsischen Reiter und schlug sie zurück. Diese warfen sich jetzt fliehend auf ihr eigenes Fußvolk und brachten es in Verwirrung. Als nun auch das kaiserliche Hauptheer ankam und mit angriff, war die Flucht der Sachsen bald allgemein. Die Verfolgung erstreckte sich über die ganze Heide, wohl 3000 Sachsen lagen in langer Reihe erschlagen auf dem Schlachtselde. Der Kurfürst selbst wurde gefangen genommen. Des Kurfürsten Sohn entkam schwerverwundet nach Wittenberg. Sein Dater bestieg, um schneller fliehen zu können, einen starken friesischen Hengst, wurde aber dennoch von ungarischen Reitern eingeholt. Diesen wollte er sich nicht ergeben und

7. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 131

1883 - Hannover : Helwing
Die Bartholomäusnacht. 131 „Bist du Coligny?" schrie ihm einer entgegen. „Ich bin's", erwiderte der Admiral rlchig, „junger Mann, habe Achtung vor meinen grauen Haaren." Aber dieser stieß dem alten Manne den Degen in den Leib; viele andere Stöße und Hiebe folgten nach. Den Leichnam warf man zum Fenster hinaus. Zu derselben Zeit hatte auch das Morden auf den Straßen begonnen. So heftig der König vor dem Anfange des Blutbades gezittert hatte, um so wütender wurde er nachher. Mehrmals rief er zum Fenster hinaus: „Tötet, tötet!" Ja, er soll selbst auf die Fliehenden geschossen haben. Seinen neuen Schwager, Heinrich von Navarra, und den Prinzen Conde ließ er in der Nacht zu sich kommen und erklärte ihnen mit wilder Miene: „Die Häupter der Hugenotten werden soeben auf meinen Befehl getötet. Euch will ich, in Anbetracht eurer Jugend, verschonen; doch verlange ich, daß ihr zur katholischen Kirche zurückkehrt." Heinrich versprach in der Angst alles; Prinz Conde weigerte sich und erhielt drei Tage Bedenkzeit. Noch zwei Tage währte das Morden. Dann durchzog der König mit seiner Höflingsschar die leichenerfüllten Straßen und weidete sich an dem gräßlichen Anblick. Auch Colignys Leichnam fand man; der Pöbel hatte ihn auf alle Art ver- stümmelt und endlich bei den Beinen an einen Galgen gehängt. Als nun einige Höflinge vor dem Gerüche der Leiche sich abwandten, "trat der König noch näher hinzu und sprach: „Ein toter Feind riecht immer gut!" Aber nicht nur in Paris, sondern in fast allen Provinzen wurden in diesen Tagen die Hugenotten ermordet. Nur wenige Statthalter hatten den Mut, sich zu widersetzen; einer vernichtete den Befehl auf der Stelle, ein anderer schrieb, er habe in der Stadt gute Bürger und mannhafte Soldaten, aber keinen Henker gefunden. 'Beide stürben bald darauf, man vermutete, an Gift. Die furchtbare Mordnacht nennt man wegen des darauf folgenden Bartholomäustages die Bartholomäusnacht, oder auch, weil sie bald nach der Hochzeit des Königs Heinrich von Na- varra stattfand, die Pariser Bluthochzeit. Das Ereignis erregte im Auslande teils Freude, teils Abscheu. Der „heilige Vater", Gregor Xiii., ließ ein Dankfest feiern, die Kanonen lösen und eine Münze auf die Vernichtung von mindestens 35 000 Ketzern schlagen; ebenso triumphierte Philipp Ii. von Spanien; England und Deutschland aber äußerten laut ihren Abscheu, und Kaiser Maximilian Ii., Karls Ix. Schwiegervater, sprach: „Wollte Gott, mein Tochtermann hätte mich um Rat gefragt; wollte ihm treulich als ein Vater geraten haben, daß er solches nimmer gethan hätte." c. Edikt von Nantes. Schon zwei Jahre nachher starb Karl Ix., von Gewissensbissen gequält, an einer unheilvollen Krankheit, die ihn bald nach der Buthochzeit überfallen hatte. Nach dem Tode seines Bruders, Heinrichs Iii. (1589), folgte jener Heinrich von Navarra als Heinrich Iv. Dieser erließ das Edikt von Nantes (spr. Nangt), durch welches die 1598 Hugenotten gleiche Rechte mit den Katholiken erhielten, und machte so den blutigen Religionskriegen ein Ende. Dafür fiel er aber durch Mörder- hand. (1610.) 9 *

8. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 144

1883 - Hannover : Helwing
144 Neue Geschichte. auf und forderte die Bürger Berlins zur Verteidigung auf. Da rückte der erzürnte König mit zwei Regimentern bis auf eine Viertelmeile vor die Stadt. Der Kurfürst zog ihm entgegen, und aus Bitten der Kur- fürstin übernachtete Gustav Adolf in Berlin; hier sagte er: „Meine Reise geht nach Magdeburg, es zu entsetzen. Will mir'niemand helfen, so ziehe ich wieder nach Stockholm. Aber am jüngsten Gerichte werdet ihr Evangelischen angeklagt werden, daß ihr um des Evaiigeliums willen nichts habt thun wollen, und es wird euch wohl hier schon ver- golten werden. Denn geht Magdeburg verloren, und ziehe ich mich zurück, so sehet zu, wie es euch gehen wird." Da willigte Georg Wilhelm ein, daß der König Spandau bis zur Befreiung Magdeburgs besetze. Sofort zogen die Schweden über Potsdam der Elbe zu. Hier aber er- hielt Gustav Adolf die Schreckensnachricht, daß Magdeburg gefallen und verbrannt sei. b. Zerstörung Magdeburgs. Magdeburg hatte einst dem Augsburger Interim, jetzt dem Restitutionsedikte widerstrebt; die Stadt widersetzte sich der Aufnahme des neuen katholischen Fürstbischofs sowie kaiserlicher Besatzung. Von dem Kaiser in die Acht gethan, war sie schon den ganzen Winter über von Pappenheim, einem andern Feld- herrn der Liga, belagert worden. Dann war Tilly mit seinem Heere zu ihm gestoßen. Innerhalb vier Wochen drangen die Kaiserlichen bis dicht an die Mauern vor. Die Stadt wurde durch Falkenberg tapfer ver- teidigt; dieser aber hatte geringe Truppen und wenig Pulver, während die Feinde aus acht Batterieen täglich 12 — 1800 Kugeln in die Stadt warfen. Dennoch verzagte der Befehlshaber nicht, er hoffte auf Entsatz durch Gustav Adolf. In dieser Hoffnung bestärkte ihn Tilly selbst, als derselbe am 19. Mai mit der Kanonade plötzlich inne hielt und die bisher so eifrig benutzten Geschütze abführen ließ. Die Magdeburger glaubten Gustav'adolf nahe. Aber Tilly rüstete sich auf Zureden'seiner besten Räte zum Sturm, die Stadt sollte an fünf Punkten zugleich angegriffen werden. Die Soldaten mußten sich um fünf Uhr morgens bereit halten; eine dreitägige Plünderung der reichen Stadt wurde ihnen versprochen, ein Kanonenschuß sollte das Zeichen zum Angriff sein. Die Bürger und Soldaten waren bis nach Mitternacht wachsam auf ihren Posten; da aber alles still blieb, verließen sie mit der Morgendämmerung ihre Stellungen, unr einige Stunden der Ruhe zu pflegen, und die Soldaten überließen sich gleichfalls dem Schlummer. Da ließen die Wächter auf dem Dom und' der Iakobikirche eiligst melden, sie sähen das Lager der Kaiserlichen in voller Bewegung. Bald wurde Lärm geblasen, die Kriegs- fahne ausgefteckt. Alles eilte' zu den Waffen; doch es war schon zu spät. Der Anlauf war gegen ein dicht vor der Mauer erbautes Werk gerichtet, und da die Sturmpfähle im Graben schon früher umgeworfen waren, konnten die Kaiserlichen ohne Mühe ihre Leitern anlegen. Mit dem Geschrei „Jesus Maria" erstiegen sie die Brustwehr, wo niemand einen Überfall erwartete und nur die Schildwachen schußfertig standen. Die Besatzung rettete sich durch eine kleine Thür der Mauer, ihr nach die Pappenheimer. Falkenberg drängte hier die Feinde zurück, fiel aber von einer Kugel durchbohrt an der Spitze der Seinen. Seine Soldaten

9. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 146

1883 - Hannover : Helwing
146 Reue Geschichte. und schlug sie in die Flucht. Der Kurfürst war einer der Ersten, die sich aus dem Staube machten. Die Schweden dagegen wiesen einen siebenmaligen Angriff Pappenheims ab. Der König nahm selbst mit den Seinen die kaiserlichen Geschütze und wandte sie gegen den Feind, der nach fünfstündigem Gefecht geworfen wurde. Lilly selbst war mehr- mals verwundet und wäre beinahe gefangen worden. (Der lange Fritz.) Erst in Halle kam er. der nach 36 Siegen zum erstenmal geschlagen war, mit Pappenheim zusammen; dann gingen sie nach Westfalen. Gustav Adolf dankte noch aus dem Schlachtfel'de Gott auf den Knieen für den Sieg und wandte sich durch Thüringen an den Main und dann durch Franken gegen Frankfurt und Mainz. Im Frühling 1632 vertrieb er Lilly aus Franken und zog in Nürnberg ein, dessen protestantische Bevölkerung ihn freudig empfing. Lilly wollte die Grenze Bayerns verteidigen und verschanzte sich stark bei Rain, nahe der Mündung des Lechs. Der König eroberte Donauwörth und suchte dann den Leck zu überschreiten. Aber alle Brücken waren abgebrochen. Da ließ er graste bei Tillys Stellung Batterieeu errichten und schlug unter dem Schutze ihres Feuers eine Brücke. Dann vertrieb er die Feinde aus ihrer Stellung, wobei Lilly von einer Kanonenkugel über dem rechten Knie so schwer getroffen wurde, daß er vom Pferde sank. Ohnmächtig wurde er nach Ingolstadt gebracht, wo er nach 15 schmerz- vollen Tagen starb. Noch zuletzt sagte er, mau solle Regensburg tu acht nehmen, sonst käme des Kaisers Krone tu Gefahr. Dann rief er noch zweimal: „Regensburg, Regensburg!" So starb der „alte Korporal", wie ihn Gustav Adolf wegen seiner tüchtigen Haltung nannte, im 73. Jahre. Er hinterließ nur ein kleines Vermögen; denn er hatte weder Titel noch Geschenke angenommen und sich selbst niemals bereichert. Gustav Adolf ging nach Augsburg, wo die Häuser der reichen Fugger zu seinem Empfange bereit standen. Nachdem er dort den lutherischen Gottesdienst hergestellt, belagerte er Maximilian von Bayern vergeblich in Ingolstadt. Aber der Kurfürst verließ die Stadt auf das Gerücht, daß^eine schwedische Abteilung auf Regensburg ziehe, und be- mächtigte sich dieser wichtigen Reichsstadt. Gustav Adolf zog darauf nach München, wo er reiches Kriegsmaterial fand. Als die Abgeordneten von Landshut um Schonung für ihre Stadt baten, antwortete Gustav Adolf gegen seine Gewohnheit: „Ich weiß schier nicht, ob ihr Menscken oder Tiere seid. Ihr schneidet meinen Soldaten Ohren und Nasen ab und hackt ihnen Hände und Füße herunter. Was soll ich denn Barmherzigkeit au euch üben?" Dennoch konnte sich die Stadt mit 100 000 Gulden loskaufen. — Der kurfürstliche Hof war von München nach Salzburg geflohen. Der König besichtigte das schöne kurfürstliche Schloß und erfuhr von dem Diener, daß der Kurfürst selbst der Baumeister sei. „Ich wünschte diesen Baumeister zu haben," sprach er, „ich wollte ihn nach Stockholm schicken." Der Aufseher antwortete: „Davor wird sich der Baumeister zu hüten wissen." Im Zeughause fand Gustav Adolf zu seiner Verwunderung nur Lafetten, keine Kanonen. Da entdeckte ein Bauer, indem er den Fußboden aufhob, 140 Kanonen, die Gustav Adolf als Beute nach Augsburg abführte. Ganz Süddeutschland war in schwedischer Gewalt. Früher hatte man in Wien gesagt, der „Schneekönig" werde schnell vor der kaiserlichen Glückssonne schmelzen, jetzt lag der ganze Kaiserstaat wehrlos vor ihm. Nur Wallenstein konnte retten. Schon bald nach der Schlacht bei

10. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 148

1883 - Hannover : Helwing
148 Neue Geschichte. Nacht in seinem Wagen zu, in welchem er sich mit Bernhard von Weimar und dem General Kniphausen aus Ostfriesland (S. 143) besprach. Wallenstein ließ in derselben Nacht die Gräben an der Land- straße vertiefen, damit sie seinen Musketieren als Brustwehren dienen könnten. Er deckte seinen rechten Flügel bei Lützen durch eine große Schanze mit vierzehn Geschützen auf dem Windmühlenbergedem höchsten Punkte der Gegend. Bei dichtem Nebel, der jede Aussicht hin- derte, ordnete der König am andern Morgen sein Heer. Als man ihm den Panzer anbot, wies er ihn mit den Worten zurück: ..Gott ist mein Harnisch/' Dann knieete er nieder zum Gebet, während sein Heer beim Klange der Trompeten und Pauken das Lied Luthers: „Ein' feste Burg ist unser Gott" und das von Gustav Adolf selbst gedichtete „Verzage nicht, du Häuflein klein" anstimmte. Als gegen 1 l Uhr der Nebel fiel und der Feind sichtbar wurde, ries der König: „Nun wollen wir dran! das walt' der liebe Gott! Jesu, Jesu. Jesu! hilf mir heute streiten zu deines Namens Ehre!" Dann zog er den Degen, und mit dem Kom- mando: „Vorwärts!" führte er den rechten Flügel gegen die Landstraße, aus deren Gräben das Geschütz Wallensteins Tod und Verderben sprühte. Über die Leichen der Ihrigen erreichten dennoch die Schweden die Land- straße. Da, als der König selbst schon unter den Ersten über die Gräben vorgedrungen war, erhielt er die Nachricht, die feindliche Reiterei habe sein siegreiches Fußvolk, das Mitteltreffen, über die Straße zurückgedrängt, «ofort eilte er demselben an der Spitze eines Reiterregiments zu Hülfe. Nur acht Reiter vermochten dem Jagenden zur Seite zu bleiben. So kam er zwischen die kaiserlichen Reiter. Da traf ihn eine feindliche Kugel in den linken Arm. und gleich darauf erhielt er einen Pistolen- schuß in den Rücken. Mit dem Seufzer: „Mein Gott, mein Gott!" sank der tödlich getroffene Held vom Pferde. Das mit Blut übergossene Roß des Königs sprengte durch die Reihen der Schweden und ließ diese den Tod des Königs ahnen. Da rief Bernhard von Weimar: „Ihr Schweden, ihr Finnen, ihr Deutschen! der Held ist gefallen, der für unsere Freiheit gestritten. Für mich giebt es kein Leben mehr, wenn ich seinen Tod nicht rächen soll! Wohlan denn! Greift unverzagt den Feind an, und wer beweisen will, daß er den König lieb gehabt, der thue es jetzt!" So führte er die rachedurstigen Scharen zum zweitenmal über die Gräben zu einem furchtbaren Gemetzel: der feindliche General Piccolomini bestieg schon bluttriefend das fünfte Pferd; da fiel auch Pappenheim, der an der Spitze von 8 Reiterregimentern die siegreichen Schweden zurückschlagen wollte, auf den Tod verwundet vom Rosse. Denjenigen, die ihm den Tod Gustav Adolfs bestätigten, sagte er sterbend: „So sagt dem Herzog von Friedland, daß ich vergnügt sterbe, da ich unsern gefährlichsten Feind mit mir getötet weiß." Jetzt gerieten die Kaiserlichen wieder in Unordnung, die noch dadurch vermehrt wurde, daß eine Menge kaiserlicher Pulverwagen von den Schweden mit fürchter- lichem Geprassel in die Luft gesprengt wurde. Bei einbrechender Nacht wandte sich das ganze Heer zü ordnüngsloser Flucht, auch Pappenheims eben ankommendes Fußvolk mit sich fortreißend; allenthalben hörte man schreien: „Die Schlacht ist verloren, der Pappenheimer ist tot, die Schweden
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